NEUROLOGIE
UND SPORT
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NERVEN & SPORT

Schmerzen, Kribbeln, Taubheit,… beim Sport
Nicht immer sind es Probleme der Muskeln/Sehnen/Gelenke, auch eine Nervenreizung kann dahinter stecken. Moderne Untersuchungsmethoden ermöglichen eine zunehmend exaktere Nervendiagnostik. Auch bislang neurologisch nur schwer zu untersuchende Schmerzsyndrome (medizinische Stichworte: Tarsaltunnel, Baxter Nerve, kleine Nerven Bereich Knie oder im Leistenbereich, Supinatorsyndrom, Thoracic Outlet Syndrome, u.a. ) sind heute dem Nervenultraschall zugänglich – und damit auch z.B. für eine ultraschallgesteuerte Nervenblockade. Es gilt: je früher erkannt, desto besser die Heilungsaussicht.

Allgemeine Informationen

Was sind typische Beschwerden? Wann muß man außerdem an eine Nervenreizung denken?
Wie kann man Nerven untersuchen? Was sind typische Ursachen?

Zwar betrifft die überwiegende Zahl an Sportverletzungen Muskeln, Sehnen oder Gelenke, es könne aber auch Nervenverletzungen vorkommen. Nervenverletzungen sind deswegen wichtig, weil die Folgen im Vergleich zu Muskelverletzungen o.a. weitaus schwerwiegender sein können. Nerven regenerieren zudem nur sehr langsam. Ein möglichst frühzeitiges Erkennen hilft, bleibenden Nervenschäden vorzubeugen.

Oft liegen „kleine“ aber häufige Belastungen zugrunde. Gerade bei Sportarten mit hoher Anzahl bestimmter Bewegungssequenzen ist in der Regel eine biomechanische Komponente ursächlich. Auch eine Nerveneinklemmung durch Sportgeräte, Sportausrüstung, Schuhe o.a. kann eine Rolle spielen. Die genaue Diagnostik erfordert oft den Einsatz spezialisierter Untersuchungstechniken (NLG, EMG, Nervenultraschall). Eine genaue Betrachtung soll helfen, die Ursache zu erkennen und gegenzusteuern, d.h. Langzeitschäden der Nerven zu vermeiden.

  • Überempfindlichkeit: Bei Nervenschmerzen findet sich in der betroffenen Hautregion auch oft eine Überempfindlichkeit (med. Allodynie):
  • leichte Berührungsreize, selbst Kleidung auf der Haut, kann schmerzhaft sein
  • Gleiches gilt oft auch auch für Temperatur: leichte Temperaturänderungen z.B. des Wassers beim Duschen können sehr unangenehm bis schmerzhaft sein
  • Schmerzart: Nervenschmerzen werden auch oft als „brennend”, „wie Feuer”, auch als „Wundschmerz”, oder „wie nach Sonnenbrand” etc. beschrieben
  • Ausstrahlung: Ein Charakteristikum von Schmerzen durch eine Nervenreizung ist die Ausstrahlung der Schmerzen: Die Schmerzen sind nicht nur an einem Punkt lokalisiert, sondern strahlen aus entlang des Nervenverlaufs
  • Häufig treten auch Mißempfindungen auf. Das Fachwort ist Parästhesien. Die Mißempfindungen werden von den Betroffenen ganz verschieden beschrieben:
  • Kribbeln
  • Ameisenlaufen
  • Nadelstechen
  • usw.
  • Taubheitsgefühl: Berührung wird nicht oder nur abgeschwächt empfunden. Im Prinzip wie nach einer Spritze beim Zahnarzt, wenn ein Nerv betäubt wurde
  • Schwäche: Sollte eine Schwäche einzelner Muskeln auftreten, kann dies ebenfalls Auswirkung einer Nervenläsion sein. Eine leichte Schwäche kann sich zunächst durch einen gestörten Bewegungsablauf, raschere Ermüdbarkeit bestimmter Muskelgruppen o.a.  bemerkbar machen.
  • Muskelschmerzen: ungewöhnliche Muskelschmerzen können Folge einer Überlastung durch Innervationsstörung sein
  • Muskelkrämpfe: Auch Muskelkrämpfe können Folge einer Nervenreizung sein (viel seltener als allgemein angenommen liegt ein Magnesiummangel zugrunde). Hinweise können sein: z.B. wenn Krämpfe stark zunehmen, „plötzlich“ neu beginnen, asymmetrisch sind, d.h. nur an einem Arm oder Bein auftreten, mit Muskelschwäche einhergehen, u.a.

Dies sind einige Hinweise – feste Regeln gibt es nicht, im Zweifelsfall ist eine neurologische Untersuchung sinnvoll

Die Symptome einer Nervenreizung können im Vergleich mit Beschwerden infolge anderer Ursachen manchmal verblüffend ähnlich sein. Ob Nerven ursächlich eine Rolle spielen, kann aber in einer genauen neurologischen Untersuchung in der Regel geklärt werden. In der Medizin spricht man hier von einer differentialdiagnostischen Abklärung.
Nicht nur bei konkretem Verdacht, auch zur differentialdiagnostischen Abgrenzung ist also eine neurologische Untersuchung sinnvoll – Einige Beispiele:

  • bei HWS-Beschwerden (oft ähnliche Symptome bei Nervenengpaßsyndromen)
  • Tennisellbogen (ähnliche Beschwerden bei Einengung Nervenast des N. radialis oder des N. cutaneus antebrachii lateralis)
  • Schulterprobleme (z.B. bei Einengung des N. suprascapularis, andere Nerven)
  • Leistenschmerzen (Läsion verschiedener Nerven möglich: N. cutaneus femoris lateralis, N. ilioinguinalis, N. obturatorius, u.a.)
  • Fuß- oder Fersenschmerzen (z.B. „Joggers foot“, betroffen hier meist Äste des N. tibialis)

Muskelkrämpfe können vielfältige Ursachen haben. Beispielsweise steckt hinter Muskelkrämpfen bei sportlicher Betätigung oft ein Elektrolytmangel. Auch in fortgeschrittenem Alter kommt es immer wieder zu Muskelkrämpfen, typischerweise kommt es in der Nacht zu einer schmerzhaften Verkrampfung von Waden- und Fußmuskeln. Oft wird ein Mineralienmangel vermutet. Nicht immer hilft aber die Einnahme von Elektrolytgetränken beim Sport oder auch die regelmäßige Einnahme von Magnesium. Wenn Muskelkrämpfe häufig auftreten (Faustregel: > 3x pro Woche), bzw. sich störend auf die Lebensqualität auswirken und mit Einnahme von Magnesiumpräparaten sich nicht zufriedenstellend bessern, sollte nach weiteren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten gesucht werden.

Die Ursachen von Muskelkrämpfen wie gesagt vielfältig. Muskelkrämpfe können auch ein Symptom einer neurologischen Erkrankung sein, da sie durch überreizte Nerven hervorgerufen werden.

Dies ist besser zu verstehen, wenn man sich genauer anschaut, wie Muskelkrämpfe hervorgerufen werden.

Krämpfe gehen meist gar nicht vom Muskel selbst aus, sondern vielmehr von den Nerven, die den Muskel ansteuern. Es sind dies die gleichen Nerven, die auch die normalen Muskelbewegungen steuern. Auch dann werden Muskeln angespannt, der Impuls kommt von dem verantwortlichen Nerven. Wenn ein Nerv nun unkontrollierte ständige Signale an den Muskel sendet, sich zu kontrahieren, resultiert das in einem Muskelkrampf. Ein Muskelkrampf wird also hervorgerufen durch eine Überaktivität der verantwortlichen Nerven – dies wiederum ist Folge einer Nervenüberreizung (Hyperexzitabilität). Wenn man sozusagen das Übel an der Wurzel packen möchte, muß man therapeutisch an genau dieser Stelle ansetzen: an der Übererregbarkeit der Nerven.

Eine Überregbarkeit des Nerven kann durch Probleme an verschiedenen Stellen hervorgerufen werden: prinzipiell im Verlauf der gesamten Nervenbahnen vom Kopf durch das Rückenmark, an der Bandscheibe vorbei aus der Wirbelsäule austretendend, sowie im weiteren Verlauf von Armen und Beinen bis zu den entsprechenden Muskeln. Die Untersuchungen der Funktion dieser gesamten Nervenbahnen gehört zum Aufgabengebiet des Neurologen.

… und spätestens hier kommt der Neurologe ins Spiel.

Nach einer zunächst weiter gefaßten Abklärung (Durchblutungsstörungen, Laboruntersuchungen mit Frage nach Schilddrüsenfuntkionsstörung, Elektrolytmangel o.a.) kommen spezielle neurologische Untersuchungen zum Einsatz. Es geht im nächsten Schritt um eine gezielte Untersuchung der Nervenfunktion, insbesondere der die Muskeln ansteuernden Nervenfasern. Je nach neurologischen Befunden kommen dann gezielte Zusatzuntersuchungen der Nervenfunktionen (NLG, EMG, Nervenultraschall) zum Einsatz.

Je nach neurologischen Befunden und Ursachenzuordnung kann im nächsten Schritt gezielt über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei Muskelkrämpfen beraten werden.

Mein Angebot:

  • Ausführliche Anamnese
  • Empfehlungen und Koordination evtl. notwendiger fachfremder Zusatzuntersuchungen (Durchblutung, Labor, usw.) mit ihren behandelnden Ärzten
  • Neurologishce Untersuchung
  • Je nach Befunden: NLG, EMG, Nervenultraschall o.a.
  • Therapieberatung und Therapiebegleitung

Die Nerven in Armen und Beinen kann man sich als Kabel vorstellen, die (elektrische) Informationen weiterleiten.
Die weitergeleiten Informationen betreffen folgende Bereiche:

  • Schmerzen
  • Sensibilität (hierzu gehören Informationen z.B. über die Wahrnehmung auf der Haut; die Informationen werden über die Nervenstränge in die entsprechenden Hirnareale geleitet)
  • Motorik (wenn eine bestimmte Bewegung ausgeführt werden soll, werden die entsprechenden Informationen über die Nervenbahnen vom Gehirn bis zu den Muskeln geleitet)

Alle diese Informationsarten die über die Nerven weitergleitet werden kann man untersuchen.

  • In der neurologischen Untersuchung wird die Sensibilität (Untersuchung von Berührungsempfindung, Schmerzempfindung, Lagesinn, u.a.) und die Motorik (Untersuchung einzelner Muskeln, auch Muskeleigenreflexe, Muskeltonus) genau untersucht.
  • Die Funktion der sensiblen und motorischen Nervenfasern kann mit elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden (NLG und EMG) genau gemessen werden
  • Weiterhin kann man die Nerven im Nervenultraschall anschauen; hier ist unmittelbar sichtbar, ob eine Kontinuitätsunterbrechung, eine Einklemmung, eine Schwellung o.a. vorliegt
  • Mit Hilfe des Nervenultraschalls können Injektion millimetergenau platziert werden; dies kann man auch verwenden, um eine gezielte Nervenblockade durchzuführen; hilft diese, ist das oft ein weiterer diagnostischer Baustein

Kompression, Druck:

  • im Verlauf der Nerven in Armen oder Beine gibt es Engstellen, an denen durch Bänder, Sehnen oder Muskeln Nerven eingeklemmt werden können; bestimmte Bewegungsabläufe, auch sportartspezifisch auftrainierte Muskeln können an diesen Engstellen die Nerven weiter unter Druck setzen
  • ferner können in bestimmten Körperpositionen feine Blutgefäße, die die Nerven versorgen, abgeklemmt werden
  • auch ein unphysiologischer Druck von außen kann vorkommen, z.B. durch Sportgeräte, oder z.B. auch Einklemmung eines Fußnerven durch zu eng geschnürte Schuhe

Dehnung

  • Durch bestimmte Bewegungen können Nerven auch überdehnt werden; dies passiert typischerweise an Stellen, an denen ein Nerv nach einem kurzen „freien“ Verlauf einen Befestigungspunkt erreicht; dies kann bei einem Sturz auf die Schulter passieren (Truncus superior des Plexus brachialis, Wurzeln C5, C6), bei Umknicken im Sprunggelenk (N. peroneus), bei Überkopf-Wurfbewegungen (N. thoracicus longus), u.a.

Reibung

  • Ein Beispiel für eine Nervenschädigung durch Reibung ist die Verlagerung des sog. N. ulnaris über einen Knochenvorsprung bei Ellenbogenbeugung

Durchtrennen

  • Schnittverletzungen, starke Überdehnung, Knochenbrüche u.a. können bis hin zu einer Durchtrennung von Nerven führen; eine Regeneration ist dann nicht mehr möglich, eine neurochirurgische Operation in der Regel unumgänglich

Je nach betroffenem Nerven, Nervenabschnitt usw. sollten in der neurologischen Untersuchung auch sportartspezifische Bewegungsmuster analysiert werden.

Hinter einer Nervenreizung oder Nervenverletzung können ganz verschiedene Ursachen stecken. Eine „one size fits all“ Therapie gibt es nicht. Grundlage für eine Therapieplanung ist immer eine individualisierte neurologische Untersuchung.